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„Drauflegen wollen wir nicht“

Die Renchtäler Narrenzünfte haben die Einladungen für die Umzüge im nächsten Jahr bereits verschickt. Dass die Fasent stattfindet, ist aber längst nicht sicher, sagen die Verantwortlichen.

Oberkirch. Die Corona-Krise trifft viele Bereiche des öffentlichen Lebens und scheint auch vor der Fasent nicht halt zu machen. Immer wieder werden Befürchtungen laut, dass die Narren im nächsten Jahr aufgrund der Pandemie nicht feiern können. Die Verantwortlichen der großen Zünfte im Renchtal stellen klar, wie die Lage derzeit ist.

„Das lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht sagen. Natürlich hoffen wir darauf, dass die Fasent 2021 stattfinden kann. Aber schon allein die Verschiedenheit der Veranstaltungen lässt hier keine allgemein gültige Antwort zu: die Eröffnung ist eine klassische Saalveranstaltung mit, im Normalfall, rund 500 Gästen. Der Umzug ist zwar klassisch outdoor, aber wie geht man mit rund 20000 Zuschauern um? Von den 3000 Hästrägern ganz zu schweigen“, macht sich Stefan Bosch, Oberzunftmeister der Narrenzunft Oberkirch, seine Gedanken.

Noch viele Hürden

Die Narrennacht am Schmutzigen sei dagegen eine Mischung, spiele sich zum Teil draußen, zum Teil in Wirtschaften und Zelten ab, das müsse die Zunft als Veranstalter wieder anders handhaben. Das alles Entscheidende sei bis zur endgültigen Entscheidung, so Bosch: „Wie sind bis dahin die gesetzlichen Vorgaben und wie entwickelt sich die Pandemie? Nicht wenige Wissenschaftler sagen eine zweite Welle im Spätjahr voraus. Für die Fasent gibt es also noch viele Hürden“.

Noch ist die Narrenzunft Oberkirch nicht in die akuten Planungen eingestiegen, was aber normal sei. „Wir verschicken derzeit die Einladungen für den Umzug, einfach, damit wir da gerüstet sind und die möglichen Teilnehmer nicht schon andernorts zugesagt haben. Die sonstigen Planungen liegen aber erst mal auf Eis, da haben wir ja noch ordentlich Zeit und können uns auf unsere langjährige Erfahrung stützen. Da werden wir uns auch sicher nochmal mit der Stadt, aber auch den Stabhaltereien, den Narros und den Notirs zusammensetzen, um eine einheitliche Linie für die Kernstadt hinzubekommen“.

Immerhin, Anfragen befreundeter Zünfte bezüglich einer Teilnahme am Umzug „gibt es sehr viele. Hier bewährt sich, dass wir multimedial aktiv sind, wie die meisten anderen Zünfte. Das heißt, dass wir Anfragen über den klassischen Postweg, aber auch über EMail und zunehmend über Facebook bekommen.“ Gleichwohl stecke der Verband Oberrheinischer Narrenzünfte (VON), in den Oberkirch und Oppenau integriert sind, im selben Dilemma, wie die Vereine. Auch er müsse die gesetzgeberische Entwicklung abwarten, versucht aber gleichzeitig im Sinne der Vereine daran mitzuwirken. Schlussendlich hänge „der VON aber genauso in den Seilen, wie wir“, so Stefan Bosch.

„Wir bleiben gelassen“

Zusammenfassend sagt der Oberzunftmeister: „Wir werden uns recht normal auf unsere Fasent vorbereiten, notfalls halt der Gesetzeslage entsprechend modifiziert. Man wird möglicherweise auch überlegen müssen, ob die dann gültigen Auflagen noch eine wirtschaftlich sinnvolle Fasent zulassen, denn drauflegen wollen wir natürlich auch nicht. Aber das warten wir mal ganz gelassen ab“.

„Wir sind voll in der Planung drin, wie wenn es kein Corona gibt. Die Einladungen für den Umzug sind verschickt und es ist alles erledigt, was im Vorfeld geplant werden kann“, sagt Marcus Spinner, Oberzunftmeister der Narrenzunft Oppenau. Diese Aussage bedeutet aber nicht, dass er wirklich damit rechnet, dass ab Januar „Cordula Grün“ und andere Fasenthits in den Hallen erschallen, auch wenn er sich das wirklich wünscht.

„Wenn, dann richtig“

Denn Marcus Spinner ist auch Realist: „An der Fasent stehen in der Halle oder auch auf der Bühne Person an Person. Da lassen sich die aktuell geltenden Hygienevorschriften nicht umsetzen. Das können wir knicken.“ Einen bunten Abend nur mit der Hälfte der Besucherzahl stattfinden zu lassen, sei wirtschaftlich aber nicht vertretbar und keine wahre Fasent, denn „diese lebt von der Stimmung und der Gemeinschaft.“ Eine Fasent mit Mundschutz könne er sich schwerlich vorstellen, zumal sich mancher Gast nach dem ein oder anderen Gläschen Alkohol vielleicht nicht mehr bis spät in die Nacht an alle Auflagen wie das Tragen eines Mundschutzes und das Einhalten des Mindestabstandes halten möchte.

Ein Problem sieht Marcus Spinner zudem darin, dass die 2021 ohnehin früh stattfindende Fasent die erste größere Veranstaltung seit Ausbruch der Corona-Pandemie sei. Auf keinen Fall wolle er riskieren, dass sich an einer Veranstaltung mehrere Besucher anstecken „und die Fasent dann in einem schlechten Licht dasteht. Diesen Schuh will sich niemand anziehen. Da lassen wir es lieber bleiben und starten 2022 voll durch, denn wenn, wollen wir es richtig machen.“ Leicht würde Marcus Spinner eine Absage nicht fallen, denn allzu gerne würde er mit seinen Mitgliedern und denen der befreundeten Narrenzünfte eine unbeschwerte Fasent feiern. So wollen die Oppenauer abwarten, „aber Mitte September sollten wir wissen, was Sache ist, auch von der Landesebene. Dann müssen verschiedene Dinge wie die Bands und der Sicherheitsdienst endgültig gebucht werden“. Richtungsweisend sei für die Zünfte zudem die Stellung des Verbandes, der in Kontakt mit dem Regierungspräsidium und den zuständigen Ämtern sei.

Erst einmal abwarten, lautet auch die Devise bei der Peterstaler Narrenzunft. Wie deren Präsident Klemens Serrer auf Anfrage informiert, seien auch im oberen Renchtal die Einladungen für den Umzug bereits verschickt. Ob dieser im nächsten Jahr dann wirklich närrische Stimmung auf die Straßen der Kurgemeinde aufkommen lässt, ist aber noch nicht sicher. Eine endgültige Entscheidung möchte Klemens Serrer mit seinen Vorstandskollegen erst nach der Sommerpause treffen.

Spätestens dann zeigt sich landauf, landab, ob das „Narri, Narro“ 2021 in den Hallen und auf den Straßen zu hören ist.

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