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Seit 50 Jahren im Dienste der Menschen

Die beiden Pfarrer Gerhard Bernauer und Gerhard Vetterle feiern heute ihr Goldenes Priesterjubiläum. Sie kennen sich beide seit ihrem Studium und haben sich während eines Semesters in München sogar eine Studentenbude geteilt. Richtungsweisend war für beide das Zweite Vatikanische Konzil.

Offenburg. Am heutigen 7. Mai feiern die Pfarrer Gerhard Bernauer und Gerhard Vetterle ihr Goldenes Priesterjubiläum. Wegen Corona muss auf öffentliche Feiern mit den Gemeinden allerdings verzichtet werden.

Gerhard Vetterle wollte das Jubiläum eigentlich mit einem Festgottesdienst in seiner Heimatgemeinde Ohlsbach feiern. Gerhard Bernauer hatte aus Anlass der „50 bewegten Jahre“ zu einem Dankgottesdienst „auf dem Weg“ eingeladen. Jetzt wird der Jahrestag der Priesterweihe zusammen mit Dekan Matthias Bürkle in kleinem Rahmen begangen und soll vielleicht zu einem späteren Zeitpunkt nachgefeiert werden.

Beide Jubilare kennen sich seit dem Studium, haben sich sogar ein Semester lang eine Studentenbude in München geteilt und gehören zum selben Weihejahrgang: Am 7. Mai 1970 wurden sie mit 19 anderen Kandidaten im Freiburger Münster zu Priestern geweiht. Während dieser Zeit war die Seelsorge durch das Zweite Vatikanische Konzil (1962 bis 1965) geprägt, das „die Fenster der katholische Kirche zur Welt weit aufgestoßen hat“. Es war richtungsweisend für den Lebensweg der beiden Priester. „Ohne das Konzil wäre ich wohl nicht Priester geworden“, räumt Bernauer ein. Geboren wurde er 1937 in Freiburg. Die Zeit als Ministrant und Jugendleiter in der Münsterpfarrei hat ihn geprägt. Nach einer Schriftsetzerlehre entschied er sich mit 23 das Abitur am Spätberufenenseminar St. Pirmin in Sasbach nachzuholen. Weitere Stationen waren von 1964 bis 1968 das Theologiestudium in Freiburg und München während der „hochinteressanten Zeit des Konzils“. Prägende Professoren beeindruckten den jungen Theologiestudenten. Es folgten das freiwillige Praxisjahr als Diakon in Forchheim, die Vikarstellen in Karlsruhe, Bühl und Pforzheim.

Von 1974 bis 1995 war Bernauer Pfarrer in Weil am Rhein, danach bis 2007 Pfarrer in Kehl, beides Grenzgemeinden mit grenzüberschreitenden Herausforderungen. Nach der Pensionierung zog er nach Offenburg, wo er sich seit Jahren weiterhin seelsorgerlich engagiert. Er feiert Gottesdienste in Pflegeheimen, im Gefängnis und in der St. Andreaskirche zu besonderen Themen und freut sich, im Bildungswerk spannende biblische Texte weitergeben zu dürfen. Von vielen Gläubigen wird er als Theologe besonders geschätzt, der den Menschen die biblische Theologie nahebringen will, denn, davon ist er überzeugt: „Die Bibel ist ein Buch prallvoll mit Leben.“ „Glauben an Gott ist für mich immer auch mit Zweifeln, Suchen und Krisen verbunden, das macht ihn so lebendig“, so Bernauer. Mit den Menschen deren Suche zu teilen und sich selbst immer wieder neu zu entdecken, das sei für ihn bis heute spannend. Er feiere mit den Gläubigen die Gnade Gottes, die dieser jedem Menschen schenke. Die heutige Zeit erlebe er als eine Suchgemeinschaft vieler Menschen, wobei auch er selbst ein Suchender sei. So könne er Menschen da und dort hilfreich nahe sein.

Seine große Leidenschaft sind die Pilgerwege geworden. Er bietet auch gemeinsam mit der evangelischen Erwachsenenbildung „ökumenisches Pilgern“ an. „Miteinander auf dem Weg sein ist für mich ein Lebenselixier“, sagt der bald 83 Jährige, „die Einfachheit, die Langsamkeit zu entdecken, den Kopf frei zu kriegen, sich selbst, einander und Gott zu finden, so verstehe ich mein Christsein und mein Priestersein.“ Gerhard Vetterle, geboren 1942 in Gengenbach, ist in Ohlsbach aufgewachsen und besuchte das Grimmelshausen-Gymnasium in Offenburg. Nach dem Abitur 1964 begann er das Studium der Philosophie und Theologie in Freiburg und München. 1968 folgten die Diakonweihe in St. Peter und das Diakonatsjahr in Karlsruhe-Knielingen.

Nach der Priesterweihe begann nach sechswöchigen Vertretungsstellen in Urloffen und Ettenheim die Vikarszeit in Philippsburg. Von 1971 bis 1974 war er Präfekt und Religionslehrer im ehemaligen Studienheim St. Bernhard in Rastatt, danach bis 1976 Vikar in Karlsruhe- Durlach. Es folgte die Pfarrerstelle in Sinzheim, der größten Pfarrei im Dekanat Baden- Baden. 1996 wurde er Pfarrer von Kippenheim und Sulz, 1998 zunächst stellvertretender Dekan und von 2005 bis 2012 Dekan des Dekanates Lahr. 2006 wurde ihm zusätzlich die Leitung der Pfarrei St. Leopold Mahlberg übertragen, mit der Errichtung der Seelsorgeeinheit Kippenheim Maria Frieden wurde er 2007 Leiter der neuen Seelsorgeeinheit. Nach der Pensionierung zog er 2013 nach Offenburg ins Aenne-Burda-Stift, wo er sich in der Hausgemeinschaft sehr engagiert und die Seelsorgeeinheit St. Ursula mit priesterlichen Diensten unterstützt.

In einem christlichen Elternhaus aufgewachsen, habe ihn die Zeit in Ohlsbach geprägt, da sei er „mit dem Herrgott auf Du und Du gestanden“, wie ihm der Freiburger Erzbischof Stephan Burger anlässlich des Jubiläums schrieb. Gerhard Vetterle ist als beliebter Seelsorger auch ein guter Klavier- und Orgelspieler, beherrscht Geige und Bratsche und spielt seit 1977 in einem Streichquartett.

„Die Neuerungen des Konzils haben auch mich sehr beeindruckt“, erinnert sich der Jubilar. Zu Pfingsten 1963 war er auf einer Romfahrt, als der damalige Papst Johannes XXIII. starb. Persönlich belastende Ereignisse, wie der Tod der Mutter ein halbes Jahr vor der Priesterweihe, hätten ihm das Kreuz sehr nahe gebracht. Deshalb auch sein Primizspruch aus dem Galaterbrief: „Mir aber sei es ferne, mich zu rühmen, außer im Kreuze unseres Herrn Jesus Christus“.

Als Seelsorger habe er das Wort Gottes umsetzen und die Menschen zu Christus führen wollen, zunächst mit den priesterlichen Pflichten wie Gottesdiensten, Predigten und dem Spenden der Sakramente, aber auch mit seiner Bereitschaft für die Leben- und Glaubensfragen der Menschen da zu sein.

Pfarrer Gerhard Bernauer bezeichnet sich selbst als einen Suchenden.

Nach der Pensionierung zog Gerhard Vetterle nach Offenburg.

Die Neuerungen des Konzils haben Pfarrer Gerhard Vetterle sehr beeindruckt.

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